Auf (Wieder-)Entdeckungsreise durch die üppige Natur des Nationalparks De Biesbosch
Urlaub in Nordbrabant, das bedeutet: viele neue Fleckchen entdecken. Und wiederentdecken. Denn der Nationalpark De Biesbosch beweist ganz eindeutig, dass manche Gebiete immer wieder überraschen können, auch wenn man sie nicht zum ersten Mal besucht. In zwei Tagen durchstreifte ich diesen niederländischen Dschungel, paddelte auf stillen Flussläufen und wanderte durch die Flora und Fauna.
Ins Auto steigen und die Autobahn links liegen lassen, damit beginnt für mich das pure Urlaubsgefühl. In aller Ruhe auf der Landstraße fahren und dabei nach Schildern Ausschau halten, die auf Sehenswürdigkeiten hinweisen. Und so stelle ich an einem sonnigen Tag „Autobahn vermeiden“ bei Google Maps ein und mache mich in guter Gesellschaft in Richtung De Biesbosch auf, an malerischen Dörfern, Forts und Aussichtspunkten vorbei.
Eingangstore zum Nationalpark De Biesbosch
Der erste Zwischenstopp ist Drimmelen, eines der Eingangstore zum Nationalpark De Biesbosch und Ausgangspunkt vieler Routen. Dieses Gebiet bietet zahllose Möglichkeiten zum Wandern, Rad- und Kanufahren und deshalb schauen wir erst im Besucherzentrum vorbei, um Pläne für die kommenden zwei Tage zu schmieden. Wir übernachten beim Jachthaven van Oversteeg in Werkendam und beschließen schließlich, die Natur von dieser Seite des Parks aus zu erkunden. Aber erst machen wir einen Abstecher nach Drimmelen und bewundern die Herengracht und die Häuser mit charakteristischen Fassaden, die wahrlich einen Schnappschuss wert sind.
Forts und Festungen
Von Drimmelen aus fahren wir an der historischen Festungsstadt Geertruidenberg vorbei, zwischendurch wagen wir uns ganz kurz auf die Autobahn, um das Wasser zu überqueren, machen uns bei Hank aber schnell wieder auf ins Grüne. Auf direktem Wege sind es weniger als zwanzig Minuten zur Nordseite des Brabanter Biesbosch. Da bleibt genug Zeit, um zwischendurch ab und zu Halt zu machen. So folgen wir dem Schild „Fort Altena“ und kommen zu einer beeindruckenden Wehranlage, einem Teil der Verteidigungslinie Neue Holländische Wasserlinie. Das Fort wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zum Schutz der „Festung Holland“ erbaut und dient heutzutage unter anderem als Naturpforte. Wir folgen einer Wanderroute rund um das Fort herum und genießen auf der großen Terrasse der Brasserie ein Mittagessen in der Sonne.
Die Biesbosch-Museumsinsel
Sobald wir Werkendam hinter uns lassen, sehe ich nur noch weitläufige Landschaften mit den typischen Häusern auf einem Warft. Hier fängt De Biesbosch wirklich an. Wir klettern auf Aussichtstürme und sehen den Schottischen Hochlandrindern beim Baden zu, bis wir schließlich bei der MuseumsinselMuseumEiland ankommen. Dieses buchstäblich auf einer Insel gelegene und vollkommen in die Landschaft eingebettete Museum erzählt die Geschichte eines einzigartigen niederländischen Naturschutzgebiets. Eine Geschichte, die dafür sorgt, dass man beim Betrachten der Umgebung aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Eine Geschichte über das versunkene Land, das im Laufe der Jahrhunderte gebändigt wurde, verwildert, und sich zu guter Letzt zu dem Wasserlabyrinth entwickelte, das man heute erleben kann.
De Biesbosch im Stillen
Unweit des Museums befindet sich Jachthaven von Oversteeg, wo wir einchecken und unsere Pod beziehen: eine behagliche Wanderhütte direkt am Wasser. An einem Fleckchen wie diesem erfährt man die Schönheit des Nationalparks De Biesbosch am besten, nämlich dann, wenn alle Tagesausflügler weg sind. Mit einer Karte bewaffnet mache ich mich auf den Weg zur Kanuvermietung. Dort wartet der Eigentümer Andrè bereits auf mich und hilft mir, eine Route auszutüfteln. Er zeigt mir den Weg durch dahinschlängelnde Flussläufe auf der Karte und weist mich auf den entferntesten Punkt hin: Rietplaat ist der ideale Ort für eine Verschnaufpause am Strand, und wenn man in der Dämmerung zurück paddelt, sieht man mit etwas Glück sogar Biber.
Eigentlich, sagt er, liegt der schönste Teil dahinter. Andrè kennt das Gebiet wie seine Westentasche und erzählt mir, was ich heute schon auf der Museumsinsel erfahren habe, aber dann auf der Grundlage seiner Kenntnisse. Denn eigentlich wurde dieses Gebiet von Menschenhand bezwungen, die echte Wildnis findet man nur noch im Herzen von De Biesbosch. Diese Wildnis kann man bei mehrtägigen Kanu-Touren intensiv erleben, das nehme ich mir für meinen nächsten Besuch vor. Als wir bei Anbruch des Abends jedoch mit der Routenkarte, Tipps für Biberburgen und einem sorgfältig eingepackten Picknick in ein Kanu einsteigen, habe ich wirklich das Gefühl, zu einem Abenteuer aufzubrechen.
Paddeln und Picknick
Ein Abenteuer, das wird es ganz bestimmt. Die Bezeichnung Wasserlabyrinth trifft ins Schwarze und unsere Manövrierkünste werden in einem Wirrwarr von Inseln auf die Probe gestellt, ab und zu müssen wir uns auch bücken, um unter Brücken hindurch paddeln zu können. Links und rechts sehen wir große Vogelgruppen - wir erhaschen sogar ein trinkendes Reh. Aber Menschen sehen wir nirgendwo. Zu dieser Zeit kommt De Biesbosch zur Ruhe und wir paddeln gemächlich über Wasserstraßen wie „Gat van den Kleine Hil“ und „Sloot beneden Petrus“. Nach einer Stunde genießen wir eine wundervolle Aussicht und nähern uns Rietplaat. Dort hat noch ein einziges Boot angelegt, es sind Besucher, die genau wie wir den Abend in De Biesbosch genießen. Mit unseren Füßen im Sand trinken wir Wein, während die Sonne langsam untergeht und Segelboote auslaufen.
Bei Einbruch der Dämmerung hat man die größte Chance, Biber zu entdecken. Leider sehen wir sie nicht, die Rückfahrt ist dennoch ein ganz besonderes Erlebnis. Während der Himmel sich lila färbt und der Nebel über dem Wasser schwebt, paddeln wir zufrieden zu unserer Pod zurück.
In De Biesbosch aufwachen
Und so schön es ist, De Biesbosch abends zu erkunden, so schön ist es auch morgens in aller Frühe. Ganz in der Nähe des Jachthafens beginnt eine Wanderung durch die Gebiete Jantjesplaat und Denneplaat. Bis zum südlichsten Zipfel und wieder zurück sind es gute 15 Kilometer, man kann sich aber anhand der vielen Wege, die sich durch die beiden Gebiete schlängeln, auch selbst eine Route zusammenstellen. Ein echter Geheimtipp, denn man kann De Biesbosch auf unbefestigten Wegen, über Brücken und mit kleinen Kletterpartien über Zäune wunderbar zu Fuß erkunden. Und wir sind ganz eindeutig zu Besuch bei den wahrhaftigen Bewohnern des Gebiets. Wasservögel und Schmetterlinge posieren vor der Kamera und im ich stehe sogar kurz einem Reh mit Kitz im hohen Gras Auge in Auge gegenüber.
De Biesbosch unterliegt den Naturgewalten und damit einem stetigen Wandel. Die (Wasser-) Wege, die ich jetzt erkundet habe, haben bei einem nächsten Besuch wieder viele Überraschungen in petto. Eines ist mir nach zwei Tagen klar: De Biesbosch lädt immer wieder zum Entdecken und Wiederentdecken ein.
Backpacking – das macht man doch nur in fernen Ländern? Weit gefehlt! Schnallen Sie sich den Rucksack auf und entdecken Sie die Schönheit und Vielfältigkeit Nordbrabants. Naline von Reise Magazine „Stop and Stare“ erzählt ihren Erfahrungen als Rucksacktouristin. Neugierig geworden? Dann lesen Sie am besten gleich weiter.