Auf der fünfzehn Kilometer langen Radwanderung durch das UNESCO-Gebiet De Maasheggen und das Naturschutzgebiet De Vilt werden fünfzehn zeitgenössische Fabeln erzählt. In allen Fabeln spielen Tiere und Pflanzen, die auch in der wundervollen Natur in der Umgebung von Oeffelt und Beugen vorkommen, die Hauptrolle. Möchtest du sie dir anhören?
Entlang der Route findest du Tafeln mit einem QR-Code. Diesen QR-Code scannst du einfach mit der Kamera deines Handys und schon kannst du den spannenden, lehrreichen und unterhaltsamen Fabeln lauschen. Die Fabeln wurden vom Schriftsteller Geurt Franzen aus Boxmeer überarbeitet und eingesprochen.
Der Fuchs ohne Schwanz
Ein Fuchs mit dem stolzesten Schwanz aller Zeiten
Wurd‘ Opfer der Falle nachts in den Maashecken.
Sein Schwanz saß fest! Und als er gleichwohl sucht‘ das Weite,
riss er ab – mit nichts konnt‘ er das Loch nun bedecken.
Dem schwanzlosen Tier war die Scham unerträglich,
Doch ein schlauer Fuchs findet schon bald eine List.
Zum Grillfest lud er so viel Füchse wie möglich
Hielt eine Rede dann, mit seinem Loch auf ‘ner Kist‘.
„Liebe Freunde“, sprach also der schwanzlose Fuchs,
„Zeiten ändern sich, lasst uns am Alten nicht hängen,
Wie unser Schwanz immer hängen bleibt im Dornenwuchs.
Weg muss der Schwanz, soll nicht länger beengen!“
Da braust Jubel auf, es applaudiert jeder Gast,
Bis der Jüngste sagt: „Ach, Fuchs, ich bitte dich schön,
Von allen Schwänzen den feinsten und längsten Du hast,
Lass vorm Abschneiden ihn uns ein letztes Mal seh‘n!“
Der Schwanzlose bockt und mag sich nicht trauen,
Weg zieht man die Kiste, die List kommt ans Licht.
Nun will keiner der Füchse seinen Schwanz mehr abhauen,
Ein Profil ohne Schwanz steht Meister Reinecke nicht.
Text von Geurt Franzen
nach Aesop,ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Der Frosch und die Kuh
Er quakte gar viel und er quakte gar laut,
Doch konnt‘ er kein Weibchen verführen.
Mit traurigem Herz und noch stets ungetraut,
Hüpft‘s Fröschlein durch Middelsteegs Fluren.
Er sah eine Kuh dort, gemach wiederkauen,
An Größe war sie beispiellos.
Da regte sich Hoffnung, er frug voll Vertrauen:
„Ich Frosch, werd‘ ich auch mal so groß?“
„Warum nicht“, sprach die Kuh, „Versuch‘s mal mit Grasen.“
Doch Grünzeug, das schmeckte ihm nicht.
Darauf sprach die Kuh: „Versuch‘s mal mit Blasen,
Bläh‘ Dich auf und dann halte gut dicht.“
Der Frosch blies alsbald seine Wangen voll auf
Und quakte: „Sag, bin ich schon groß?“
Das verneinte die Kuh mit bedauerndem Schnauf,
Und der Frosch, der blies weiter drauf los.
Sein Kopf wurde rot, er pumpte, mutierte,
Die Kuh bekam Angst: „Halt doch ein!“
Da war‘s schon zu spät, der Frosch explodierte,
Die Kuh dabei Zeugin musst‘ sein.
Nach dieser Tragödie dacht‘ sich die Kuh,
Dass besser man selbst doch wohl bleibt.
„Wenn als Kuh ich zu Quaken begönne, im Nu
Das den Stier von der Weide vertreibt.“
Text von Geurt Franzen
nach einer Fabel von Aesop, ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Der Hase und der Igel
Der Hase trainiert früh am Sonntag im Feld,
Er springt durch das Grün, gut gelaunt und beschwingt.
Ein Pieks im Bein jäh ihm die Freude vergällt,
Ein Igel, so‘n Trottel, sein Stoppen erzwingt.
„Pardon“, sagt der Igel, „doch sage Du mir,
Wozu all die Schnelle, die Eile, die Hast?“
Der Hase empört: „Überholen gilt hier,
Ein Lahmer im Weg wird dem Schnellen zur Last.“
„Ich, lahm?“ sagt der Igel, „das träume Du schön,
Wenn‘s zählt, bin ich dreimal so hurtig wie Du.“
„Ha, ha!“, lacht der Hase, „das will ich doch seh‘n,
Ein Wettlauf, wer schneller ist: ich oder Du.“
„Ja, gern“, sagt der Igel, „doch muss ich erst ruh‘n,
Und lass uns woanders zum Rennen hingeh‘n.
Im Hazewinkel ist so ein Kampf gut zu tun,
Gleich hinter der Kurve ist das Ziel schon zu seh‘n.“
Der Hase springt weiter, denkt, er kann drauf bauen,
Dass der Igel bald keuchend zu Boden wird geh‘n.
Derweil zieht der Igel sein Weib ins Vertrauen:
Sie soll um die Kurve am Ziel bereits steh‘n.
Der Wettlauf beginnt, der Has‘ wie ein Blitz,
Der Igel macht‘s sich ganz gemütlich im Grase,
Der Hase umrundet die Kurve – potz Blitz?!
„Bin schneller als Du!“, dreht ihm ein Igel die Nase.
Text von Geurt Franzen
nach einem Märchen der Gebrüder Grimm, ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Der Ochs und der Esel
In einem Stall nah dem Hagelkreuz im Dorfe Beugen
Stand ein Esel, ein Ochs als Gesell.
Der Esel begrüßte jeden Tag voller Freuden,
Für den Ochs was das Leben die Höll‘.
Den Pflug zog der Ochse von früh bis zur Nacht,
Der Esel schlief aus, arbeitsscheu.
Nur montags zum Markt, ein paar Kilo Fracht,
Für den Rest gab der Bauer ihm frei.
Doch eines Tags quälte den Esel sein Gewissen:
„Schütz‘ Krankheit vor, nur einen Tag!“
„Gute Idee“, sprach der Ochs und von Schmerzen zerrissen
Schien das Tier, als der Bauer eintrat.
Der Ochs blieb im Stall, doch der Plan ging nicht auf,
Denn nun zog der Esel den Pflug,
Musst‘ schuften und schwitzen – und Ochs war gut drauf.
Bald war das dem Esel genug.
„Ach, Ochs“, so der Esel nach Tagen der Mühe,
„Mir bangt um Dich, ich hab‘ vernommen:
Bist morgen am Pflug Du nicht, schon in der Frühe,
Der Schlachter wird dann zu Dir kommen!“
Voll Angst fragt der Ochse: „Das hast Du gehört?“ –
Bei Tagesanbruch stand das Tier
Gesund wie ein Fisch schon bei dem Gefährt.
Frohlockte der Esel: „La vie – quel plaisir!“
Text von Geurt Franzen
nach einer Fabel aus Ägypten,ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Die Grille und die Ameise
In einer Biegung der Maas wohnten Grille und Ameise
Gut befreundete Nachbarn war‘n sie.
Während Grille gern feierte mit Trank und Speise,
War die Ameise ein Arbeitsvieh.
Stieg am Horizont müde die Sonne empor,
längst die Ameis‘ ihr Tagwerk begann.
Aus der Wiese am Fluss drang ihr Brummen hervor,
Früh bis spät schafft sie Futter heran.
Während Ameisens Scheuer sich wie geplant füllt,
Klingt aus Grillens Zuhaus stets Gesang.
Und ihr Zirpen die Luft bis zur Nacht laut erfüllt,
Proviant? – Ach, ist nicht von Belang.
Als der Winter die Welt hermelinweiß beschneit,
Und die Hecken und Wiesen verziert,
Sich die Ameis‘ zufrieden am Vorrat erfreut,
Während die Grille vor Schmacht fast krepiert.
Es klopft an die Tür der hungrige Nachbar:
„Liebe Ameise, schenk‘ mir doch was!“
Von der Bitte die Ameise gar nicht erbaut war:
„Macht Tanzen mit leerem Magen kein‘n Spaß?“
Text von Geurt Franzen
nach einer Fabel von La Fontaine,ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Wie das Rotkehlchen zu seinen roten Brustfedern kam
Ein Vogel verdient seinen eigenen Namen,
Eine Farbe, vielleicht sogar mehr.
Von Gottes Palette die Vögel bekamen,
Den Pinsel schwang Gott hin und her.
Er malte die Vögel an von früh bis spät,
Die Sperlinge, die wurden braun.
Dem Eichelhäher sein Blauweiß gut steht,
Dem Specht das Rot über den Brauen.
So hatte Gott fast allen Vögeln schon
Einen Farbton gegeben, auch mehr.
Nur beim Letzten, da fehlte Gott Inspiration,
Und auch sein Eimer war leer.
„Und ich dann?“ das Rotkehlchen zeigt‘ seinen Bauch,
„Bleib‘ ich nun so grau und so blass?
Den Pinsel rasch wieder in Farbe Du tauch‘
Und mich nicht im Trauerkleid lass‘.“
Doch Gott sprach: „Ich mag nicht mehr. Mal Du Dein Kleid
So, wie es Dir selber gefällt.“
Sein Nest verließ Rotkehlchen da und flog weit
Auf der Suche nach Rot in die Welt.
Einen Rosenstrauch fand‘s, der tief feuerrot glühte,
Und presste sich gegen ein Blatt.
Doch, ach, kein Verfärben, so sehr sich‘s auch mühte,
Die Brust, sie blieb stets grau und matt.
Da machte die Liebe es hoffnungsfroh,
Sein Lied war ein Jubelgesang.
Doch nur seine Wangen erröteten so,
Zur Kehle kein Rotton gelang.
Das Rotkehlchen drauf mit der Elster ging zanken,
Sie stritten mit großem Radau.
Es schwoll ihm die Brust vor wüsten Gedanken,
Die Federn jedoch – blieben grau.
„Nichts richte ich aus“, dacht‘ es kummervoll da,
Flog zu seinem Neste zurück.
Als bei Oeffelt es plötzlich ein Kruzifix sah,
Stand einsam dort bei einer Brück‘.
Es schmückte ein seltsamer Kranz Gottes Sohne,
Aus Dornen, voll Qual und voll Pein.
Das Rotkehlchen nahm einen Dorn aus der Krone,
Der drang in den Körper hinein.
Ein Blutstropfen aus dieser Wunde da rann,
Und färbt‘ auf der Brust das Gefieder.
Sprach‘s Rotkehlchen glücklich: „Von heute an
Fragt man meinen Namen nie wieder.“
Text von Geurt Franzen
nach einer Geschichte von Selma Lagerlöf, ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Der Dachs und die Schweine
Wenn kürzer die Tage und bunter das Laub,
Schickt ein Bauer aus Helbroek seine Schweine in die Flur.
In die Vilt zieht die Meute und sucht dort im Staub
Und im Moos nach der Eicheln duftender Spur.
Hier fressen und schlemmen sie, was für ein Bild!
Die Bäuche werden fetter, was dem Bauern gefällt.
Eines Tags denkt ein Dachs in des Dickichtes Schild:
„Es wird Zeit, dass für mich was vom Schmause abfällt.“
Ein Dachs zwischen Schweinen – das stört doch kein‘n Hund.
Also stöbert er mit und frisst Eicheln für zwei.
Sein Wanst wird bald dicker und dicker und rund,
Nicht lang und man denkt, dass auch er ein Schwein sei.
Doch kommt bald der Tag, den er gern hätt‘ vergessen,
Denn scharf ist das Messer des Bauern am Schlund.
„Nur her, zarte Biester, und danke fürs Fressen.
Jetzt bin ich dran, jetzt ess‘ ich mir mein Bäuchlein rund!“
„Halt! Halt! Warte doch“, rief der Dachs da geschwind,
Als das Tier sich gepackt fühlt am Fell:
„Steck‘s Messer weg! Bin gar kein Schwein, bist Du blind?
Sieh die Streifen am Kopf, schwarz und hell!“
„Mag sein“, brummt der Bauer, „kein Schwein Schwein sein will,
Wenn das Messer droht, doch fruchtet‘s nicht.
Geschlachtet wirst Du, sag‘ Adieu und halt still,
Gutes Geld bringt mir bald Dein Gewicht.“
„Schnell ‘ne List!“ denkt der Dachs, als das Messer sich hebt,
Und ruft: „Bin ein Hund doch! Ich bin doch ein Hund!“
Und scharrt mit den Pfoten, dass der Boden erbebt,
Wie ein fries‘scher Stabij, tief, tief in den Grund.
Ach, dem Bauern gereut's, als dem Schwein er zuschaut,
Mit den Streifen so weiß und der Schnauze so lieb.
Lässt‘s frei. Doch der Dachs eine Höhle sich baut,
Und von Stund‘ an im Bau er den Tag über blieb.
Text von Geurt Franzen
nach einer Fabel von Phaedrus,ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Der Storch und der Fuchs
Bei Beugen saß ein Storch im Nest
Vergnügt dort in der Höh‘.
Lud ihn der Fuchs zum Abendfest
Im Bau am Vilter See.
Doch war dort zu des Storchens Pech
Der Suppenteller flach.
Langschnabel pickt, die Supp‘ ist weg, –
Durch‘s Loch geflossen – ach!
Der Fuchs hat seine Freude dran,
Der Streich gelungen ist!
Dem Storch sieht man den Hunger an,
Der Fuchs alleine frisst.
Mit leerem Magen dann im Nest
Der Storch auf Rache sinnt.
Und alsbald Fuchs, der Schelm, zum Fest
Sich eingeladen find‘t.
Der Duft entzückt den Fuchs, er giert
In Vorfreud‘ dieses Mahls.
Doch wird der Braten, ach, serviert
Im Krug mit engem Hals!
Sprach Storch: „Mag‘s schmecken!“ und steckt flugs
Den Schnabel tief hinein.
Mit leerem Magen geht der Fuchs,
Konnt‘ hier nicht Sieger sein.
Text von Geurt Franzen
nach einer Fabel von La Fontaine,ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Der Rabe und der Fuchs
Einem Raben mit mondlos-nachtschwarzem Kleid
War bei Beugen das Glück einst gewogen.
Ein Hof hatte Käse zum Reifen gereiht,
Mit einem war er weggeflogen.
In einem Baume bei Vilt nun, hoch oben gesessen,
ließ er sich den Käse gut schmecken.
Doch da kam der Fuchs, der noch nichts hatt‘ gegessen,
Auch er wollt‘ vom Laibe wohl lecken.
„Ach, Rabe, mein Freund“, sprach der Fuchs ehrfurchtsvoll,
„Wie glänzt doch Dein Federkleid herrlich.
Im Wald lebt kein Tier gar so wundervoll,
Wahrhaftig, das glaube ich ehrlich.“
Der Rabe war, Käse im Schnabel, geschmeichelt,
Solch Loben ging runter wie Öl.
Fuchs sprach: „Aber wenn Deine Stimme uns streichelt –
Nichts Süßeres gibt‘s, meiner Seel‘!
Lieber Rabe, schenk‘ uns doch auch jetzt Deine Gabe,
Lass schall‘n Deine Stimme im Wald!“
Umgarnt riss den Schnabel weit auf da der Rabe –
Und der Käs‘ plumpst ins Fuchsmaul alsbald.
Text von Geurt Franzen
nach einer Fabel von La Fontaine,ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Der Reiher und der Fisch
Als die Sonne beim Kleine Vilt morgens aufgeht,
Streicht ein Reiher herab an den See.
Dieser Platz hier am Ufer ist‘s, wo er gern steht,
Denn der Herr ist ein wahrer Gourmet.
Und hier steht er dann, stocksteifstill, bei seiner Wacht.
Kommt ein Fischlein vorbei, das recht schmal,
Nur ein Stichling ist‘s. „So früh“, hatte der sich gedacht,
„End‘ ich nicht als des Reihers Mahl.“
Einen Fuß auf dem Boden, das and‘re mit Knick,
Tut der Reiher den Fisch ignorieren.
„Wer so einen Schnabel hat, so schön und schick,
Den kann ein Mini-Fisch doch nicht verführen.“
Den ganzen Tag steht der Reiher nun dort an dem See
Und jeder Fisch scheint ihm missraten.
Mal zu klein, mal zu zäh und die Schuppen zu - meh,
Zu viel Gräten und zu grau geraten.
Die Sonne verschwindet, da schallt‘s übern See:
Das Geräusch ist der Magen des Reihers.
Zu wählerisch war er, der Hunger tut weh,
Stillt ihn mit ‘ner Schnecke des Weihers.
Selbst einem vornehmen Reiher, einem Vogel so edel,
Ziemt Hochnäsigkeit nicht beim Jagen.
Denn wer Stunde um Stunde aus Stolz nur vertrödelt,
Dem füll‘n Almosen schließlich den Magen.
Text von Geurt Franzen
nach La Fontaine,ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Die Biene und der Stachel
Jedem Tier eine Gabe und ein sinnvoller Auftrag,
So war Gott mit der Schöpfung zufrieden.
Kam daher eine Biene und summte pikiert: „Sag,
Hast Du mir denn auch was beschieden?“
„Ja, das stimmt“, sprach der Herr, „hab‘ es beinah vergessen,
Etwas Schönes hab‘ ich mir erdacht.
All die duftenden Blumen, daraus darfst Du essen,
Berühren die blühende Pracht.
Jede Blüte schenkt Nektar dir, hält nichts zurück,
Im Stock wird zu Honig der, glaube es mir.“
Das hörte die Biene, flog zur Wiese voll Glück,
fortan folgt‘ den Düften das fleißige Tier.
Sein Bienenstock füllte sich schnell und nicht lange
Trieb Honigduft weit über Heide und Wald.
Jedes Tier unserer Schöpfung reihte sich in die Schlange,
Stand wartend am Bienenstock bald.
Der selbstsüchtig‘n Biene war‘s schnurzpiepegal:
„Dieser Honig ist mein; meine Arbeit – mein Lohn.“
Und wenn‘s ein Tier wagte und doch Honig stahl,
Trieb‘s ein Stich mit dem Stachel davon.
Da rief Gott im Himmel die Biene zu sich
Und sagte: „Verwirkt ist Dein Recht. Denn hab‘ acht:
Exklusiv schuf allein ich die Gabe für Dich,
Nicht den Honig, den Du draus gemacht.
Jedes Tier hat das Recht von dem Honig zu essen
Und Du sollst ihm dienen, in höchster Not.
Damit Du die Lehre auch nie wirst vergessen:
Jeder Stich Deines Stachels sei fortan Dein Tod.
Text von Geurt Franzen
Nach einer Geschichte von Selma Lagerlöf, ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Die Mühlenmaus und die Feldmaus
In der Oeffelter Mühle lebte einst eine Maus,
Litt nie Hunger, auch ohne Geracker.
Die Freundin der Mühlenmaus lebte weit draus
Vor der Stadt, ganz einsam auf einem Acker.
Die Feldmaus war mager zwar, doch auch genügsam,
Nur war sie nicht gerne allein.
Als die Mühlenmaus essen kam wurd‘ es vergnügsam,
Denn sie bracht‘ einen Fingerhut Wein.
Auf dem Tisch gab es Roggen, eine zähe Rosine,
Ein heimlich stibitztes Stück Käse.
Da verzog die Mühlenmaus verwöhnt ihre Miene,
So viel Sparsamkeit – nein! Quelle malaise!
Sprach die Maus aus der Mühle: „Ach, lieber Freund,
Dieses Leben ist kaum zu ertragen.
Deine Höhle mag rein sein und gut aufgeräumt,
Doch musst Du am Hungertuch nagen.“
„Komm zu mir“, sprach die weinselige Mühlenmaus frei,
„Morgen sollst Du die Mühle besuchen.
Der Müller hat Geburtstag und wenn‘s Fest vorbei,
Liegt der Boden voll Krümel vom Kuchen.“
Und als nach der Party der Müller schon träumt,
Schleicht die Feldmaus sich heimlich nach drinnen.
Die Mühlenmaus hat schon die Teller geräumt,
Für die zwei kann der Festschmaus beginnen.
Nebst Krümeln von Kuchen und Torten und Keks
Gibt‘s Waffelbruch, herrlichen, süßen.
Doch eh noch ein Bissen zum Maul unterwegs,
Springt die Katz‘ auf den Tisch mit vier Füßen.
Der Schlag mit der Tatze verpasst um ein Haar
Die zwei Mäuse, die blitzschnell geflohen.
Sprach die Feldmaus, als glücklich zu Hause sie war:
„Wer einfach lebt, dem kann nichts drohen.“
Text von Geurt Franzen
nach einer Fabel von Aesop, ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Der Zaunkönig
Als zum x-ten Mal Krähe und Rebhuhn sich schlugen,
Spricht die Eule: „Es wird höchste Zeit,
Einen König zu wählen, einen weisen und klugen,
Der ein Ende macht dem Zank und Streit.“
Ach ja, König der Vögel! Jeder will diese Krone!
Ein Gezwitscher sich lautstark erhebt.
Bis die Eule spricht: „Es kommt nur der auf den Throne,
Der am höchsten von uns allen schwebt.“
In der Oeffelter Meent steckt den Kampfplatz man ab,
Alles Federvieh mühet sich sehr.
Doch aus großer Höh‘ blickt stolz der Adler herab,
Steigt doch keiner noch weiter als er.
„Ich bin König!“, dem Adler das Herz gerührt hüpft.
„Nee, ich!“ piepst ein Vögelchen, das ungesehen,
In des Adlers Gefieder war heimlich geschlüpft
Und sein Königreich nun denkt zu sehen.
Doch die Vogelschar straft ihn ob solch falscher Mittel,
Wirft ins dunkelste Loch ihn im Nu.
Der Kerker – ein Eichbaum, die Eule der Büttel,
Die macht stets nur ein Auge zu.
Doch als sie versehentlich beide mal schließt,
Flieht das Vögelchen aus seinem Loch.
Nur im Winter es noch hinterm Zaune vorschießt
Und ruft: „Zaunkönig! Das bin ich doch!“
Text von Geurt Franzen,
nach einem Märchen der Gebrüder Grimm,ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Die Taube und die Ameise
Es kam einst am Ufer vom Oeffeltsen Bach
Die Taube ein Schlückchen zu trinken.
Ein Hilferuf regte die Sinne ihr wach:
Eine Ameise droht‘ zu ertrinken.
Da zögerte die gute Taube nicht lang,
Stak hilfreich ein Zweiglein ins Nass.
Die Ameise sicher ans Ufer gelang,
Die Hilfe kam gerade zupass.
Die Gerettete beugte sich tief und sprach:
„Mein Dank sei Dir ewiges Licht.“
„Ach“, sagte die Taube, „immer gemach,
Einander zu helfen ist Pflicht.“
Die Tage vergingen, die Zeit eilte fort,
Die Jagdsaison zog in das Land.
Die Taube flog über Oeffelt, denn dort
Wollt‘ trinken sie am Brunnenrand.
Ein Jäger erspähte sie durch sein Visier
die Taube sollt‘ Beute ihm sein.
Er zielte, doch schon war die Ameise hier
Und biss ihn kräftig ins Bein.
Ein Schuss erklang und jemand rief „Oh!“
Doch‘s Täubchen blieb glücklich verschont.
„Nun konnt‘ ich dir helfen“, rief die Ameise froh,
„Die gute Tat wurde belohnt!“
Text von Geurt Franzen
nach einer Fabel von Aesop,ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Der Kürbis und die Eichel
Ein Bauer von dort, wo die Maashecken stehen,
War dickköpfig und naseweis.
Er fand, es sollt‘ alles nach seinem Wunsch gehen,
Klagte jeden an, ohne Beweis.
Eines Tags, als er erntend durch‘s Kürbisfeld kroch,
Kam die Arbeit nur langsam in Gang.
Seine Knie taten weh, Sand im Schuh noch und noch,
Schwer die Früchte – was dauert‘s doch lang!
Weil die Glieder ihn schmerzten, schlief der Bauer nachts kaum,
Darum wusst‘ er: Die Schöpfung hat Mängel!
Konnten Kürbisse nicht, wie die Eicheln am Baum,
Wenn sie reif war‘n, „Plopp!“ fallen vom Stängel?
Tags drauf sucht‘ der Bauer nach Stunden der Plage
Einen Baum, um im Schatten zu sein.
Am Koude Oord stand in idyllischer Lage
ein Eichbaum, schon schlief er dort ein.
Da rührte ein Windstoß (ob Gott ihn wohl schickte?)
Die Zweige des Baumes mit Macht.
Und „Plopp!“, eine Eichel des Bauerns Stirn kickte.
„Puh! Kein Kürbis!“, der Bauer da dacht‘.
Text von Geurt Franzen
nach einer Fabel von La Fontaine, ins Deutsche übersetzt von Katrin Bosse
Naturschutzgebiet De Vilt
Das 140 Hektar große Naturschutzgebiet De Vilt ist Eigentum der Naturschutzorganisation Het Brabants Landschap (Die Brabanter Landschaft) und liegt zwischen den Dörfern Beugen und Oeffelt. In diesem Naturjuwel befinden sich zwei große Feuchtgebiete: De Beugense Vilt und De Oeffeltse Vilt. Sie sind umringt von üppig blühenden Wiesen, Sumpfgebieten, Hecken und Wäldern. De Vilt ist einer der vierzig Orte, der von der Region ausgewählt wurde, um die Geschichte der Entstehung von Brabant zu erzählen. De Vilt ist eine ehemalige Schleife in der Maas, die im Laufe der Zeit verlandet ist. Dieses Gebiet entstand vor etwa fünfzehntausend Jahren.