Radfahren und Entspannung auf dem Brabanter Klosterpfad

Portretfoto van Jessica de Korte.
Von: Jessica Fietsvlogger | Lesezeit: 9 Minuten

Der Brabanter Klosterpfad ist eine neue, über 700 Kilometer lange Radroute, die an zahlreichen Klöstern und Abteien vorbeiführt. Ich entscheide mich für die Rundfahrt Megen, eine der insgesamt 14 Etappen. Hier schlängelt sich die Maas gemächlich durch malerische Festungsstädte, und in der Umgebung verborgen liegen gleich drei Klöster, bewohnt von Kapuzinern, Franziskanern und Klarissen. Der ideale Ort für Ruhe und Entschleunigung, besonders in Kombination mit einer Übernachtung im Kloster!

Naturschutzgebiet Kernet

Startpunkt meiner Tour ist Grave, eine stimmungsvolle Festungsstadt mit charmanten Antiquitäten- und Kuriositätenläden. Von dort führt die Route über das Graafs KazemattenMuseum und das imposante Schöpfwerk von Sasse in Richtung Naturschutzgebiet Keent. Keent erscheint wie eine Insel in der Landschaft, mit Sumpfgebieten, urigen Auwäldern und offenen Wiesen. Die frühere Flussbiegung der Maas wurde hier wiederhergestellt, um bei Hochwasser mehr Raum zu schaffen. Seither darf sich die Natur wieder frei entfalten. Charakteristisch für diese Gegend sind auch die Tauros-Rinder, eine Rückzüchtung des ausgestorbenen Auerochsen. Die grasen hier ganz gemütlich auf der Weide.

Übung in Stille in der Hängematte

Das Informationszentrum der Naturschutzorganisation Brabants Landschap dient neuerdings auch als „Stille-Station“. Dort kann man Hängematten ausleihen und inmitten der Natur zur Ruhe kommen. Ein Freiwilliger spannt für mich eine Hängematte im Obstgarten auf. Ich mache es mir bequem und beginne mit meiner Stilleübung: „Betrachte die Erde und atme drei Mal tief ein und aus. Betrachte die Luft und atme drei Mal tief ein und aus.“ Eine einfache, aber wirkungsvolle Übung, denn echte Entschleunigung stellt sich erst ein, wenn man bewusst Ruhe sucht. Ich schwinge mich zurück auf mein Fahrrad und merke schnell, dass sich mein Kopf leichter und klarer anfühlt. Auch mein Blick ist offener für die Schönheit der umliegenden Natur.

Festungsstadt Ravenstein

Ravenstein, die zweite Festungsstadt auf meiner Route, steckt voller Geschichte. Im 14. Jahrhundert ließ ein Lehensmann hier eine Zollburg errichten, die sich im Laufe der Zeit zur Stadt entwickelte. In Ravenstein fanden viele katholische Mönche Zuflucht, nachdem sie aus den protestantisch gewordenen Regionen vertrieben worden waren. Bei der Fahrt über die kopfsteingepflasterten Gassen fallen mir stattliche Bürgerhäuser, alte Stadttore und eine barocke Kirche ins Auge. Zahlreiche Cafés mit gemütlichen Terrassen laden zum Verweilen ein. Ich lege mittags einen Zwischenstopp bei Op FieZiete ein, einem geschmackvollen Mix aus Lunchroom und Interieurladen.

Brüder und Schwestern

Einst ließen sich in dieser Region Franziskaner, Kapuziner und Klarissen nieder – und das ganz bewusst. Ich radle durch eine friedliche Landschaft vorbei am Deichvorland der Maas, unter breiten Baumalleen und über Polderwege. Herrlich! Und Entspannung kommt hier ganz von selbst ... Seit dem Achtzigjährigen Krieg (1568–1648) war dieses Gebiet ein beliebter Zufluchtsort für Katholiken. In den sogenannten „Freistaaten“ garantierte Religionsfreiheit diesen Ordensleuten Schutz vor Verfolgung. Der Freistaat Land van Ravenstein unterstand damals deutschen Fürsten.

Megen: Assisi an der Maas

Die Festungsstadt Megen trägt den Beinamen „Assisi an der Maas“. Nicht wegen einer landschaftlichen Ähnlichkeit mit Italien, sondern wegen der beiden aktiven Klöster, in denen heute noch Mönche und Nonnen leben. Ich werfe einen Blick in den ummauerten Klostergarten Hof van Lof. Ein wahres Paradies, in dem Frösche im Teich quaken und Bienen über den Blumen summen. Im Franziskanerkloster können Interessierte auch übernachten, wenn sie an einigen Gebeten teilnehmen.

Herperduin

Ein Stück außerhalb von Megen steht die Kapel der Zeven Weeën (Kapelle der Sieben Schmerzen Mariens). Ein altes Ehepaar stellt am Eingang seine Fahrräder ab, um in der Kapelle eine Kerze anzuzünden. Die Route führt ein letztes Mal entlang der Maas, vorbei an weitläufigen Feldern, hinein ins Naturschutzgebiet Herperduin. Hier wechseln sich Bäume, Heideflächen, Sandverwehungen und Moore ab. Ein imposanter Aussichtsturm aus Stahl und Holz bietet eine kilometerweite Aussicht über die umliegende Landschaft, bei klarer Sicht sogar bis zur Mühle von Ravenstein.

Emmauskloster

Ziel meiner Tagesetappe ist das Emmauskloster, wo ich auch übernachte. Ich klingle kurz und Bruder Christophorus Goedereis öffnet die Tür. Wer hier zu Gast ist, passt sich dem Rhythmus der Brüder an: Es wird gemeinsam zu Abend gegessen und gefrühstückt, und wer möchte, kann auch am Gebet teilnehmen. Ein Schild mahnt: „Ruhe bitte!“ Nur beim Essen – es gibt Suppe mit Brot – wird gesprochen und gelacht: über den Klosteralltag, verschiedene Reisen und sogar über Social Media.

Ältestes Kapuzinerkloster

Das Emmauskloster ist das älteste Kapuzinerkloster der Niederlande. Seit Kurzem wohnen hier wieder sechs Mönche aus den Niederlanden, Deutschland, Indien, Tansania und Indonesien. Ein besonderer Ort, um ins Klosterleben einzutauchen und die stille, achtsame Atmosphäre zu erleben. Bruder Goedereis führt mich durch lange Gänge, die Kapelle, den Gebetsraum und den weitläufigen Klostergarten. Die Stille hüllt sich wie eine warme Decke um mich. Kein Wunder, dass ich in dieser Nacht schlafe wie ein Murmeltier ...

Portretfoto van Jessica de Korte.
Jessica

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