Im Slalom an den Naturschönheiten von Brabantse Wal entlang

Nordbrabant hat mir diesen Sommer schon jede Menge tolle Erinnerungen beschert. In vier Reiseberichten nahm ich Sie mit auf meine Suche nach Abenteuern, für die man gar nicht so weit zu reisen braucht. Von der Pilgerroute über das Naturschutzgebiet Kampina bis hin zur Van-Gogh-Radwanderung nach Nuenen und vom Land van Cuijk bis mitten in De Biesbosch. Den westlichen Zipfel habe ich bisher allerdings links liegen lassen. Deshalb führt mein letztes Abenteuer von Backpacking in Nordbrabant mich zu Brabantse Wal, einem einzigartigen Natura-2000-Schutzgebiet mit Festungen, wundervollen Panoramen und mir unbekannten Naturschutzgebieten.

Höhenunterschiede bis zu 20 Meter über der Amsterdamer Normalnull? Ich wusste bisher gar nicht, dass es sie gab - als ich jedoch in Bergen op Zoom aufs Fahrrad steige, bin ich plötzlich von diesen für die Niederlande untypischen Aussichten umgeben. Zwischen der Provinz Zeeland und der Grenze zu Belgien erwartet mich Brabantse Wal: ein Gebiet, in dem die höher gelegenen Sandböden in Marschland übergehen. Der Steilrand, der sich vom nördlichen Steenbergen über Bergen op Zoom, Woensdrecht, Hoogerheide und Ossendrecht zur belgischen Grenze schlängelt, sticht mir sofort ins Auge. Ich lege diese Strecke in zwei Tagen auf dem Fahrrad zurück, dabei mache ich viele Zwischenstopps Richtung Grenzpark Kalmthoutse Heide.

Startpunkt Bergen op Zoom

Mein erster Besuch in Bergen op Zoom liegt genau ein Jahr zurück. Damals schlenderte ich einen Tag lang durch die einladenden Gässchen im Zentrum und erklomm den Kirchturm - im Volksmund De Peperbus (Pfefferstreuer) genannt - über 183 Stufen. Das anschließende Mittagessen bei Hemingway im Hotel De Draak - dem ältesten Hotel der Niederlande - wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Da dieser eine Tag jedoch zu kurz war, um auch die Umgebung zu erkunden, bin ich zurückgekehrt. In der Stadtmitte steige ich aufs Rad und folge der Knotenpunktroute, die mich kreuz und quer durch die grünen Außenbereiche führt.

Schon nach ein paar Minuten radle ich mitten durch die Wälder des Landguts Lievensberg. Dieses Gebiet hat viel zu bieten: Nicht nur einen Kletterwald,  sondern auch einen Barfußpfad und Frankenfruit, den tollen Obstgarten der Familie Franken, in dem man selbst Obst pflücken kann. Gemüse und Obst von regionalen Bauern bekommt man hier sowieso in Hülle und Fülle. Meine Radwanderung führt mich an vielen Bauernhöfen entlang und überall lockt die Versuchung an Erdbeerautomaten und Landläden voller frischer Produkte (ein Geheimtipp in der Spargelzeit!). Und ein paar Kilometer weiter, im überraschend schönen Landschaftspark Bergse Heide, lasse ich mir die ergatterte Beute schmecken.

  • Bergen op Zoom - Uitzicht vanaf de Peperbus
  • Bergse Heide

Fort de Roovere und der Pompejus-Turm

Mein Weg an Brabantse Wal entlang führt mich schon nach kurzer Zeit zu einer echten Sehenswürdigkeit: Fort de Roovere. Ein Ort, den ich zwar schon oft auf Fotos gesehen habe, der mich aber noch mehr beeindruckt, als ich ihn mit eigenen Augen sehe. Fort de Roovere ist eine der größten Festungen an der Westbrabanter Wasserlinie. Der Aussichtsturm mit dem Namen Pompejus ist ein echter Hingucker, und zwar nicht nur wegen der Aussicht auf 25 Metern Höhe, sondern auch, weil der Turm an sich schon ein wahres Kunstwerk ist. Sobald ich den Turm erklommen habe, erblicke ich eine weitere Attraktion in diesem Gebiet: die Moses-Brücke. Auf dieser sogenannten Laufgrabenbrücke geht man quer durchs Wasser, ohne nasse Füße zu bekommen.

  • Fort de Roovere met de Pompejustoren
  • Pompejustoren
  • Mozesbrug Halsteren

Sommer in der Stadt

Fort de Roovere ist der nördlichste Punkt meiner Radwanderung. Von dort aus mache ich mich langsam auf den Weg in Richtung Süden. Langsam, das stimmt, denn Bergen op Zoom hat noch ein Highlight, das ich bei meinem letzten Besuch verpasst habe: die Binnenschelde. Die Sonne steht hoch am Himmel, als ich über die Festungsanlage Waterschans (wörtlich übersetzt: Wasserschanze) zur Strandpromenade unterwegs bin. Auf dem See flitzen Windsurfer und Segler vorbei und auf den Terrassen der Strandrestaurants genießen die Gäste ihren Urlaub in vollen Zügen. Bevor ich mich wieder auf den Weg mache, lasse ich mir beim Strandhuys noch ein Mittagessen schmecken, natürlich mit den Füßen im Sand.

  • Binnenschelde Bergen op Zoom
  • Lunch Strandhuys Binnenschelde Bergen op Zoom

Zwischenstopps Brabantse Wal

Mein heutiger Endpunkt ist auf direktem Wege zwar weniger als eine halbe Stunde von Bergen op Zoom entfernt, die Landschaft Brabantse Wal hat aber unzählige Sehenswürdigkeiten in petto. So kommt es, dass ich jedes Mal spätestens nach einer Viertelstunde vom Fahrrad steige, weil ich wieder etwas Schönes erblicke, das ich mir genauer ansehen will. Zunächst das Besucherzentrum De Kraaijenberg mit einem Aussichtsturm, von dem aus ich die Aussicht über den See Markiezaatsmeer genieße. Hier sieht man die Höhenunterschiede in der Landschaft ganz deutlich!

Schon nach kurzer Zeit erweckt der nächste Blickfang meine Aufmerksamkeit: das Landgut Mattemburgh. Und damit meine ich nicht nur das imposante Landhaus, sondern vor allem das Anwesen, auf dem es steht. Dort liegt der vielleicht schönste Stilgarten der Niederlande mit frei zugänglichen Wanderwegen an Teichen, Standbildern und überraschenden „Gucklöchern“ entlang. Ein Besuch in diesen schicken Gärten lässt sich außerdem wunderbar mit dem ältesten Waldreservat der Niederlande kombinieren. Obwohl ich gern noch stundenlang auf diesem Landgut herumstreifen würde, mache ich mich wieder auf den Weg nach Woensdrecht. Wenn man den Fahrrad-Knotenpunkten folgt, kommt man ganz von selbst zu einem Schild, das zur Fortuinstraat (Glücksstraße) weist. Auf einem der höchsten Teile des Steilrands erwartet mich eine wundervolle Aussicht über die Polder.

  • Landgoed Mattemburgh
  • Landgoed Kraaienburg
  • uitzichtpunt Woensdracht

Über Hoogerheide erreiche ich am späten Nachmittag mein heutiges Ziel: Ossendrecht. Ich befinde mich jetzt im südwestlichsten Teil Nordbrabants, der mir bisher gänzlich unbekannt war. Dieses Gebiet ist nur spärlich bebaut und ich bin überall von Wäldern umringt. Ossendrecht liegt am Rande des Grenzparks Kalmthoutse Heide, den ich morgen zu Fuß erkunden werde. 

  • Volksabdij Ossendrecht
  • Uitkijkpunt Volksabdij Ossendrecht
  • Wandelroute Volksabdij Ossendrecht

Kalmthoutse Heide: eine Wanderung entlang der Grenze

Der 60 km² große Naturpark erstreckt sich sowohl auf niederländisches als auch auf belgisches Gebiet. Ich habe die Wahl aus 25 Wanderungen mit einer Länge von 1,7 bis 24 km, die durch das ganze Gebiet verlaufen.

  • Terras restaurant de Blauwe Pauw bij Volksabdij Ossendrecht
  • Wandelroute Grenspark Kalmthoutse Heide

TOP-Natur-Tour

Der Grenzpark ist für seine abwechslungsreiche Landschaft mit Wäldern, Moorseen, Heidelandschaften und Dünen bekannt. Ich entscheide mich für die TOP-Natur-Tour Grenzpark Kalmthoutse Heide: die vielseitigste Route durch das Gebiet, damit ich so viel wie möglich sehen kann. Und es zeigt sich, dass diese Tour nicht ohne Grund empfohlen wird. Mit einer Länge von 6 km schafft man diese Wanderung mühelos, auch an einem so heißen Tag wie heute, außerdem führt sie mich zu den schönsten Teilen dieses Naturschutzgebiets. Gerade noch habe ich einen tollen Schnappschuss von Pilzen und Brombeeren zwischen den hohen Bäumen gemacht und schon ein paar Minuten später stehe ich bis zu den Knöcheln im Treibsand. An der Stelle, an der die Dünen in Moorseen übergehen, wähne ich mich für einen Moment nicht auf der Grenze zwischen den Niederlanden und Belgien, sondern mitten in der afrikanischen Savanne - jetzt fehlen nur noch Zebras und Giraffen um mich herum.

Die Wanderung ist mit runden Schildern mit einer Ameise angegeben und endet beim Pfannkuchenrestaurant De Heusche Bollaert. Nach der Wanderung gönne ich mir hier noch eine Verschnaufpause. Wieder ein Teil von Nordbrabant, den ich noch nicht kannte, an den ich aber ohne jeden Zweifel zurückkehren werde.

  • Wandeling Grenspark Kalmthoutse Heide
  • Duingebied Kalmthoutse Heide
  • Grenspark Kalmthoutse Heide
  • Grenspark Kalmthoutse Heide

Backpacking – das macht man doch nur in fernen Ländern? Weit gefehlt! Schnallen Sie sich den Rucksack auf und entdecken Sie die Schönheit und Vielfältigkeit Nordbrabants. Naline von Reise Magazine „Stop and Stare“ erzählt ihren Erfahrungen als Rucksacktouristin. Neugierig geworden? Dann lesen Sie am besten gleich weiter.