5 malerische Fleckchen und Landschaften im Osten Nordbrabants

Van Gogh als Führer und Inspirationsquelle

„Wenn man die Natur wahrhaft liebt, wird man überall Schönheit finden.“

This comment by Vincent van Gogh inspired me to go literally in the footsteps of Brabant’s most famous painter. I discovered five places in the Brabant countryside that Vincent recorded on canvas a century and a half ago. In this blog I’ll accompany you past places in the Dommel Valley marshland and heathland, and I hope it will be my turn to inspire you. For what could be more enjoyable than to explore and experience your own surroundings through the eyes of an artist?

Diese Aussage von Vincent van Gogh inspirierte mich dazu, mich auf den Weg zu machen und im wahrsten Sinne des Wortes in die Fußspuren des berühmtesten Malers Nordbrabants zu treten. Ich entdeckte 5 Fleckchen in der Brabanter Landschaft, die Vincent vor anderthalb Jahrhunderten auf seiner Leinwand verewigte. In diesem Blog entführe ich Sie zu diesen Fleckchen im wasserreichen Naturgebiet Dommelvallei und inmitten von Heidelandschaften und hoffe, Sie damit zu inspirieren. Was gibt es schließlich Schöneres als die eigene Umgebung durch die Augen eines Künstlers zu betrachten und diese zu erleben?

 1. Genneper Wassermühle in Genneper Parken

Das erste Ziel meines Van-Gogh-Trips befindet sich nur 2 km von meinem Haus entfernt. Nicht im „Van Gogh Village“ Nuenen, sondern in Eindhoven. Eindhoven bedeutete van Gogh mehr als angenommen. Er ging in Eindhoven zum Arzt, holte sich dort Farbe und Leinwand und erteilte Zeichen- und Malunterricht. Bei diesen Besuchen in dem damals noch kleinen Städtchen Eindhoven muss ihm die Idee gekommen sein, die Genneper Wassermühle in Gestel am Flussufer der Dommel zu malen. Und das tat er letzten Endes nicht nur einmal, sondern mindestens viermal.

Ich bin bei Spaziergängen im Park schon oft an diesem Nationaldenkmal vorbeigekommen, muss jedoch zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht wusste, dass diese Mühle genau wie die bekanntere Wassermühle Opwetten in Nuenen von van Gogh gemalt wurde. Die Statue auf der anderen Seite des Wassers mit der Kontur Vincent van Goghs, der hinter seiner Staffelei sitzt und malt, ist mir bisher noch aufgefallen, hätte jedoch ein deutliches Signal sein müssen.

Als Vincent die Mühle auf der weißen Leinwand verewigte, war die Landschaft darum herum noch leer und weit, die Brücke neben der Mühle gab es noch nicht. Heute ist Genneper Parken, der Standort der Wassermühle, dichter bewachsen. Man findet dort hohe, üppige Bäume, kleine Brücken, Angelplätze sowie Rad- und Wanderwege. In diesem Park wartet hinter jeder Kurve eine Überraschung. Dennoch kostet es mich keine Mühe, die schwarze hölzerne Unterschlagmühle mit Wasserrad auf den Gemälden von van Gogh zu erkennen, die ich mir auf meinem Handy ansehe. Eigentlich eine seltsame Vorstellung, dass der Meister sich an genau derselben Stelle befand und dieses Bild auf sich einwirken ließ.

  • Genneper Watermolen
  • Genneper Watermolen
  • Genneper Watermolen

2. Alter Turm von Nederwetten und Boktse Beemden

Die Sterne und der Mond stehen noch am Himmel, die Sonne geht gerade auf und die Natur erwacht, als ich am zweiten besonderen Fleckchen ankomme: beim alten Turm von Nederwetten. Auch wenn dies nicht exakt der Turm ist, den Vincent malte (er malte einen ähnlichen Turm, der in Nuenen stand und 1885 vor seinen Augen zerstört wurde), weisen die beiden Bauwerke große Gemeinsamkeiten auf.

Am Fuße des Turmes stehen dampfende Pferde und um mich herum wiegt Strandhafer sich sanft im Wind. Ich sehe mir  den Turm vom Rand des Naturschutzgebietes Boktse Beemden aus an, hinter dem Wolkenstrahlen im tief hängenden Nebel zum Vorschein kommen. Diese magische Atmosphäre erinnert mich an das Lied „Vincent“ mit dem Text „Starry starry night. Paint your palette blue and gray“ von Don MacLean. Obwohl dieses Lied sich auf von Goghs Zeit in Frankreich bezieht, passt der Songtext perfekt zu diesem Moment.

Ich mache einen Spaziergang durch das angrenzende Naturschutzgebiet Boktse Beemden, das man über die Brücke beim Turm erreicht. Es ist ein noch relativ unbekanntes und offenes Gebiet zwischen Eindhoven und Nuenen im Dommeltal. Bei der Natur im Osten Brabants haben Sie wahrscheinlich Wälder, Heide und trockenen Boden vor Augen, in diesem Teil Brabants findet man auch weite, wasserreiche Felder. Beemden sind nämlich feuchte Wiesenböden, die früher ausschließlich dazu genutzt wurden, um im Sommer Heu als Winterfutter für das Vieh zu ernten und um die Kühe grasen zu lassen. Im Winter waren sie überschwemmt, da Flüsse und Bäche über die Ufer traten. Boktse Beemden ist auch heute noch sumpfig. Im Frühling und Sommer dagegen sieht man hier überall Pflanzen und Blumen. Ich sitze auf einer Bank, genieße die Landschaft, lasse mir ein belegtes Brot schmecken und vergesse dabei fast, dass ich mich ganz in der Nähe der Stadt befinde. Dieses Niemandsland am Rand Eindhovens ist also wirklich eine Entdeckungsreise wert.

  • Oude Toren van Nederwetten
  • Oude Toren van Nederwetten © Simone Wit

3. Mühle De Roosdonck

Ich folge meiner Route weiter zu einer Wiese nördlich von Nuenen. Weiße Birkenstämme, die Vincent so sehr liebte, lenken meinen Blick auf die drehenden Flügel der Roosdonck-Mühle (1884). Hätten diese noch jungen Birken schon im 19. Jahrhundert hier gestanden, hätte van Gogh sie sicherlich als Umrahmung der Windkornmühle in seinen Kunstwerken genutzt. Van Gogh zeichnete und malte die Mühle, die von allen Seiten bewundert werden kann, gleich siebenmal. Das Feld, das die Mühle umgibt, ist bei meinem Besuch kahl, im Sommer wächst hier jedoch Getreide, das in der Mühle zu Mehl gemahlen wird. Ich sehe, dass ein Barfußpfad entlang der Mühle verläuft, und nehme mir vor, bei wärmeren Temperaturen hierher zurückzukehren, um barfuß durch die dann blühende Gänseblümchenwiese zu spazieren und im Mühlenladen Mehl für selbst gebackenes Brot zu kaufen. Wer hätte das gedacht? Die Mühle wurde 9.000 km von Nuenen entfernt, im Van-Gogh-Freundschaftspark der chinesischen Partnerstadt Nanjing nachgebaut.

  • Molen de Roosdonck
  • Molen de Roosdonck

4. Collse Wassermühle und Urkhovense Zeggen

„Es ist eine, die aussieht wie die zwei anderen Wassermühlen, die wir besucht haben,
aber dann mit zwei roten Dächern und ganz von Pappeln umgeben. Das wird im Herbst sehr schön sein.“

Ja, Vincent, dem kann ich nur zustimmen. Die gelben Herbsttöne der Pappeln neben der Collse Wassermühle stechen als Kontrast vor dem blauen Himmel sofort ins Auge. Ich befinde mich an einem Ort, der von allen besonderen Fleckchen Erde, die ich auf meiner Vincent-Tour besuche, wohl am bekanntesten ist. Ich war früher schon einmal bei diesem jahrhundertealten Denkmal, das von ehrenamtlichen Müllern betrieben wird. Damals wusste ich noch nicht, was ich mittlerweile weiß: Südlich von der Collse Mühle liegt das Naturschutzgebiet Urkhovense Zeggen. Zwischen dem Eindhovener Stadtteil Tongelre, Geldrop und Nuenen. Und dieses Gebiet werde ich jetzt erkunden.

Ich beginne meinen Fußmarsch an der Südseite der Mühle und komme an Feldern mit Heuballen vorbei. „Vinzentianischer“ wird es nicht. Anschließend passiere ich Wiesen mit weißen Kühen und ihren Kälbern und gehe ein Stück am Eindhovener Kanal entlang, danach führt mein Weg mich bei der Kleinen Dommel wieder nordwärts. Im nächsten Teil der Wanderung kann ich von Glück reden, dass ich hohe Stiefel trage. Dort ist es entsetzlich sumpfig und ich muss durch große, tiefe Pfützen waten. Das Wasser reicht manchmal fast bis zum oberen Rand meiner Stiefel. Der Anblick der mäandernden Kleinen Dommel, der Kopfweiden, die wie Wachen am Ufer stehen, und der im Wasser reflektierenden Silhouetten der Pappeln macht dieses kleine Survival-Element jedoch sofort wett. Dennoch ein nicht ganz unbedeutender Tipp, wenn Sie dieses abgelegene Stück Natur auch bewundern wollen: Wanderschuhe reichen in dieser Jahreszeit nicht aus. Ziehen Sie Stiefel an.

  • Collse Watermolen
  • Collse Watermolen

5. Kamerven in den Stipthouter Wäldern

Unweit der zuvor besuchten Mühle De Roosdonck, zwischen Nuenen, Gerwen und Stiphout, liegt mein letztes Ziel: der Moorsee Kamerven. Es ist fast hundert Prozent sicher, dass Vincent die Kiefern rund um den und im Moorsee in seinem Werk „Mastbomen in het ven“ (Kiefern im Moorsee) aus dem Jahr 1884 zeichnete. Dieser Ort ist nur einen Steinwurf von seinem Elternhaus in Gerwen entfernt und liegt in den Stipthouter Wäldern. Dieser oftmals ausgetrocknete Moorsee ist von einem etwa fünfzehn Hektar großen Heidegebiet umgeben, wodurch eine große offene Fläche mitten im ruhigsten Teil des Waldes entsteht. Hier wächst sogar noch der seltene Lungen-Enzian.

Bei meiner Ankunft leuchtet die orangebraune Farbe des vielzähligen Blauen Pfeifengrases wundervoll im Licht der Nachmittagssonne. Hier in den Stipthouter Wäldern kann man die 11-Moorseen-Wanderung unternehmen, die auch zum Kamerven führt. Man braucht also nicht unbedingt nach Oisterwijk zu fahren, wenn man Moorseen bewundern möchte. Ich konzentriere mich jetzt allerdings auf einen schönen Spaziergang um den Kamerven und wandere auf den Wegen, die auf beiden Seiten mit „den Kiefern von Vincent“ gesäumt sind. Reiter und Pferde begleiten mich auf meinem Weg. Das ist Genuss pur.

Während die Sonne hinter den Bäumen untergeht, lasse ich meine Tour entlang besonderer Van-Gogh-Fleckchen und -Landschaften Revue passieren und denke darüber nach, welch wundervolle Bereicherung es für mein persönliches Brabant-Erlebnis war, der Spur des Malers zu folgen. Ich wanderte auf denselben Wegen, durchkreuzte dieselben Felder, bewunderte dieselbe (Art von) Türmen und Mühlen, erblickte dieselben Birken, Kopfweiden und Pappeln wie er. Und das machte diese Erfahrung zu etwas ganz Besonderem. Man braucht gar nicht weit zu reisen, um unvergessliche Abenteuer draußen in der Natur zu erleben.

  • Kamerven
  • Kamerven © Simone Wit
  • Kamerven

„Finde so viel schön, wie du nur kannst, die meisten finden nicht genug Schönes.“

Demnächst mache ich mich auf den Weg, um einen Teil von Vincents westlichem Nordbrabant zu entdecken. Und vielleicht nehme ich dann sogar meinen Zeichenblock mit!

Simone Wittgen erzählt Geschichten in Wort und Bild über Orte, mit denen sie sich verbunden fühlt. Ihr Fokus: sogenannte „Calm Spots“, also ruhige Plätzchen, am Meer, in der Stadt und in der Natur „um die Ecke“. Ihre Mission: aufzeigen, wie schön die Welt und die Niederlande sind, denn es gibt noch so viel zu entdecken. Sie wohnt mit ihrem Mann, zwei Söhnen im Teenageralter und ihrem Hund in Waalre, Nordbrabant. Im Jahr 2020 wurde sie vom Reisemagazin Columbus zum „Travelinfluencer of the Year“ ernannt. Begleiten Sie sie über @simone_wit auf Ihren Abenteuern.